Reifen umrüsten: Ausgetauscht und ausprobiert

29er anstatt 27,5+

Nach und nach bringen immer mehr renommierte Bike Komponentenhersteller spezifische Bauteile für den stark wachsenden Markt der e-Bikes. So präsentierte uns DT Swiss im Frühjahr mit der Hybrid Serie Laufräder speziell auf die Bedürfnisse von e-Mountainbikern abgestimmt. Wir haben uns den günstigen 1900er Spline Laufradsatz in 29 Zoll gegönnt und setzen diesen bereits seit mehreren Wochen im Specialized Turbo Levo FSR in unterschiedlichen Reifenkonfigurationen ein. Da die 29er im Levo eine gute Figur machen, bleibt der Laufradsatz gepaart mit 2,35er Butcher Reifen gerüstet und befindet sich nun im Dauereinsatz.

Inhaltsverzeichnis

Voraussichtliche Lesedauer: 6 Minuten

Umrüstung von 3″ Plusreifen auf schlanke 29 x 2,35″

Wie bereits erwähnt, fahre ich den DT Swiss Hybrid Laufradsatz in meinem Specialized Turbo Levo FSR 6Fattie von 2017. Es ist sozusagen das weit verbreitete Alu Modell aus der LEVO FSR Serie mit 140 mm Federweg welches ja ursprünglich auf 3″ breiten Reifen ausgeliefert wurde.

Nun zum einen soll die Kiste leichter und spritziger und damit sportlicher werden. Die dicken 3″ Reifen sind durchaus eine solide Sache, sie besitzen schöne Dämpfungseigenschaften und bieten vor allem auf trockenem und feinem Kiesel einen hervorragenden Grip. Zudem sind sie wesentlich Fehler verzeihender, was die Fahrt für technisch weniger visierte Biker oder das Durchqueren von unbekanntem Terrain sicherer und einfacher macht. Das hohe Gewicht an den Laufrädern und die nachschwingende Dämpfung der Reifen bei schnellen Fahrten durch vertraute Trails lassen meiner Ansicht nach jedoch den sportlichen, schnellen, spritzigen Charakter vermissen.

Levo Reifen

Hier kommen nun 29er Laufräder zum Einsatz, welche mit einem schlanken und leichten Reifen kombiniert werden. Da der Umfang der 29er in Kombination mit dem Butcher Reifen noch etwas größer ist als in der originalen Konfiguration, sind die Abrolleigenschaften phänomenal. 

Beim Gewicht spare ich pro Laufrad etwa 500g ein, was sich beim Gesamtgewicht des Bikes mit 22,15kg gegenüber 23,1kg in Zahlen belegen lässt.  Vor allem die Gewichtsreduktion in den Laufrädern beeinflusst die Spritzigkeit eines e-Bikes ungemein. 

Bei der Reifenwahl gab es anfangs einige Versuche. Die Mischung von Plus Reifen und 29er wurde jedoch schnell wieder verworfen, da dies die gesamte Balance des Levo FSR negativ beeinflusste. Letztendlich hat sich die aktuelle Kombination aus robustem 29er Laufrad mit einer Maulweite von 30 mm und einem Specialized Butcher in 2,35″ (57 mm) als das Beste, bezogen auf die oben genannten Erwartungen, erwiesen.

Wie fährt es sich und wie fühlt es sich an?

Die Butcher Reifen sind Tubeless montiert und werden vorne mit einem Druck von 1,6bar und hinten mit 1,7bar gefahren. Dies ist meiner Erfahrung nach das unterste Limit um in Grenzsituationen einen stabilen Reifen zu haben. Beim Versuch mit vorne 1,4bar und hinten 1,6bar fängt der Reifen bei aggressiven Kurvenfahrten zu sehr an zu schwimmen. Bei unsauberen Landungen gar, kam es vorne zum kurzzeitigen Abrutschen des Reifens aus dem Felgenbett (Tireburp) mit dem Resultat, dass die Tour mit einem fast platten Reifen (0,85bar) beendet werden musste.

Levo Reifen

Beim ersten Antritt wird deutlich, dass sich das Bike nun deutlich leichter anfühlt und sich entsprechend besser beschleunigen lässt. Da der Brose Antrieb im Levo dafür bekannt ist, über der gesetzlich limitierten Unterstützungsgrenze von 25km/h nahezu ohne inneren Widerstand zu agieren, macht sich diese neue Leichtfüssigkeit bei Fahrten über diesem Bereich sehr positiv bemerkbar.    

Das Abrollverhalten über jede Art von Unebenheit ist auffällig gut. Beim Durchfahren von bekannten Geländesequenzen war ich es eigentlich gewohnt härteren Schlägen ausgesetzt zu sein. Die 29er Hybrid gleiten hier deutlich sanfter drüber, was höhere Geschwindigkeiten ermöglicht ohne einem Rodeo Ritt ausgesetzt zu sein.

Der Grip der Reifen ist unter  spätsommerlichen trockenen Bedingungen,  und den aktuell nasskalten,  Gegebenheiten absolut top. Hier wird das Plus Format meiner Ansicht nach viel zu sehr gehypt, bzw. die klassische Reifenbreite diffamiert.

Es gibt aber auch Schattenseiten  

Je nach Luftdruck in den Reifen und Fahrwerksabstimmung trägt das Bike in belastetem Zustand (Biker auf Bike) etwa 2 – 4cm höher auf als mit den Plus Reifen. Dies macht sich beim Fahren auf dem Bike natürlich deutlich bemerkbar, das Sitzgefühl ist etwas mehr “auf” dem Bike als “im” Bike. Daraus resultierend ergeben sich veränderte Hebelverhältnisse was sich besonders beim Springen und Kurven anlegen bemerkbar macht. Bei starken Steigungen kommt die Front erkennbar schneller hoch.

Hat man sich auf diese neuen Gegebenheiten etwas eingefahren und Vertrauen gefasst, wird es richtig schnell und sportlich auf dem Levo. Die 140 mm Federweg des hier gefahrenen Levo FSR bieten viel Reserven um das Fahrwerk recht weich mit einem SAG (Negativfederweg) von 30% unter Allmountain Bedingungen zu fahren.   

Auf den Trails lassen sich gewünschte Linien wesentlich präziser und schneller fahren. Filigranes Ansteuern von schnell aneinander folgenden Schlüsselstellen sind wesentlich einfacher, woraus sich ein angenehmer Rhythmus beim bergab Fahren ergibt. 

Um es einmal in die Praxis zu übersetzen: Du scannst beim runter Fahren in Sekundenbruchteilen Meter für Meter den Trail und weißt dann ganz genau welcher Linie zu folgen ist. Zwischen Steinen durch, entlang von Wurzeln über den nächsten Absprung hinein in die Senke – so sieht ein Rhythmus beim Trail fahren aus.    

Für das klassische Touren eignet sich der 29er Laufradsatz bestens. Die positiven Abrolleigenschaften und das reduzierte Gewicht fühlen sich gut an. So reicht zumeist eine kleine Unterstützungsstufe aus um energiesparend voran zu kommen. Bei einer Fahrt über gute 1000Hm auf den Kandel im Südschwarzwald waren hier nach 44,2km und 1170Hm noch 18% im Tank (466Wh Akku).

Levo Reifen

Die Kosten

  • DT Swiss Hybrid 1900 Spline in 29″ (300€)
  • 2x Bremsscheibe SRAM Centerline (60€)
  • SRAM XG 1150 Kassette 11fach (80€)
  • 2x Reifen Specialized Butcher 29 x 2,35″ (84€)
  • Magnet (5€)

Macht zusammen etwa 530€ für den kompletten fahrfertigen Laufradsatz. Dieser kann nun einfach nach Lust und Laune mit dem originalen ausgetauscht werden.

Fazit

Es muss nicht immer gleich ein neues Bike sein, wenn man die Eigenschaften und Charakteristik des e-Mountainbikes etwas in die eine oder andere Richtung verschieben möchte. Mit gut 500€ ist es möglich aus dem Specialized Turbo FSR 6Fattie ein rassiges 29er Bike zu zaubern.  Alternativ gibt es natürlich auch das Serien Levo als 29er mit 120mm Federweg. Das 140 mm Fahrwerk hat aber sicherlich deutlich mehr Reserven.  Für die nächsten Monate bleiben die 29er auf jeden Fall erst einmal drauf, da der Grip top ist und das reduzierte Gewicht das Bike wesentlich sportlicher und agiler macht.