Was bedeutet die Rahmengeometrie am e-Mountainbike?

Rahmengeometrie leicht erklärt

Bereits Aschenputtel durfte es am eigenen Leibe erfahren: Die perfekte Passform kann manchmal über Glück oder Unglück entscheiden. Ganz so drastisch mag es beim Thema e-Mountainbike zwar nicht zugehen, dennoch spielt auch hier die Passform eine wichtige Rolle. Wir orientieren uns jedoch nicht an einem gläsernen Schuh, sondern an der Rahmengeometrie. Die Geometriedaten eines Bikes sagen viel über die Fahreigenschaften eines solchen aus. Sie beeinflussen Größe, Einsatzbereich und vor allem auch Komfort. Doch wie sind all die verschiedenen Zahlen und Werte der e-Bike Hersteller zu interpretieren? Wir wollen möglichst verständlich Licht ins Dunkle bringen.

Inhaltsverzeichnis

Voraussichtliche Lesedauer: 8 Minuten

Wozu dient die Rahmengeometrie am e-Mountainbike?

Vor einem e-Mountainbike Kauf sollten wir uns stets die Frage stellen: “Was für einen Körperbau habe ich und was erwarte ich von meinem e-Mountainbike?” Langbeinige Vielfahrer im extremen Gelände haben beispielsweise ganz andere Anforderungen an ihr Bike als Gelegenheitsfahrer mit langem Oberkörper. Die einen wollen möglichst reichweitenstarke Touren in aufrechter Sitzposition bewältigen, die anderen bevorzugen einen tiefen Schwerpunkt, um die Wendigkeit aus ihrem Bike herauszukitzeln.

Aufgezeichnete Geometriedaten am Giant Trance X E+1


Ein erstes Studieren der Rahmengeometrie am e-Mountainbike kann bereits Aufschluss darüber geben, ob das Bike zu euch und euren Vorstellungen passt. Die Infos findet ihr bequem auf unserer Webseite, bei den einzelnen Modellreihen der HerstellerDie Geometrie-Angaben der e-MTB Hersteller arbeiten wir auf e-mtb.de wie folgt auf:

Die Geometriedaten des Giant Reign E+ 2021

Geometriedaten am Giant Reign E+1

Wir finden hier viele, interessante Begrifflichkeiten sowie längere und kürzere Zahlenfolgen. Doch was sagen diese kryptischen Details über Fahrstil, Komfort und Sitzposition aus?

Das 1×1 der Rahmengeometrie am e-Mountainbike

Alle Abmessungen findet ihr, farblich gekennzeichnet, unten in den Bikebildern des Liv Intrigue X E+.

Die Sitzrohrlänge:

📏  Legt das Maßband genau in der Mitte des Tretlagers an und führt es bis zum (farbigen) Ende des Rohres. 

In Zeiten von flexiblen Sattelstützen wird der e-MTB Sitzrohrlänge keine allzu große Bedeutung mehr beigemessen. Wo der Abstand zwischen der Mitte des Tretlagers und der oberen Kante des Sitzrohrs früher ausschlaggebend für Rahmengröße und Sitzhöhe war, lässt sich diese inzwischen einfacher über absenkbare Sattelstützen steuern. Während der Fahrt kann damit ganz einfach die Höhe des Sattels verstellt werden.

Der Sitzrohrwinkel:

📏 Gemeint ist der Winkel zwischen dem unteren Ende des Sitzrohrs und dem Beginn der Kettenstrebe.

Der Sitzrohrwinkel bestimmt die Ausrichtung vom Gesäß zum Fuß, also wie weit der Sattel bzw. das Sitzrohr zurück- oder auch vorsteht. Er gibt Informationen über den ergonomischen Aspekt der Sitzposition und hat Auswirkungen auf die Gewichtsverteilung auf die Laufräder. Ein steilerer Sitzwinkel sorgt für die Verlagerung des Körpergewichts nach vorne, sodass das Vorderrad Uphill beispielsweise nicht abhebt. Die Kraft des Fahrers lässt sich damit optimal in Trittkraft umwandeln. Ein flacher Sitzrohrwinkel (das Sitzrohr biegt sich nach hinten) vermindert die Steifigkeit des Rahmens und unterstützt ein etwas sachteres Fahrverhalten.

Liv Intrigue Rahmengeometrie angezeichnet

Die Steuerrohrlänge:

📏Wer von der Unterkante des Steuerrohrs bis hin zu seiner Oberkante misst, erhält die Steuerrohrlänge seines e-MTBs. Gemessen wird nur der farbige Teil, welcher auch zum Rahmen gehört – nicht jedoch das Cockpit oder die Federgabel.

Bei niedriger Steuerrohrlänge fällt die Sitzposition kompakter aus. Je höher die Steuerrohrlänge, desto gestreckter und aufrechter ist auch die Sitzposition des jeweiligen Fahrers.

Die Oberrohrlänge: 

📏Wer die Strebe vom oberen Ende des Steuerrohrs bis hin zur Mitte des Sitzrohrs misst, erhält die Oberrohrlänge.

Auch sie gibt an, inwieweit sich die Sitzposition des Fahrers gestreckt (längeres Oberrohr) oder eher gedrückt (kürzeres Oberrohr) auf dem Sattel gestaltet. Dies ist einleuchtend, denn je näher der Fahrer zum Cockpit sitzt, desto weniger Bewegungsfreiraum hat er auf seinem Bike.

Kettenstrebenlänge: 

Die Mitte des Tretlagers bis hin zur Mitte der Hinterradachse gibt die Kettenstrebenlänge an.

Je kürzer diese ausfällt, desto näher rückt das Hinterrad an den Fahrer heran und somit an den Schwerpunkt des Bikes. Dies lässt Agilität und Effizient in die Höhe schießen. Sind die Anstiege steiler, kann eine kurze Kettenstrebenlänge jedoch für ein aufsteigendes Vorderrad verantwortlich sein. Ist die Strebe länger, erzeugt dies mehr Laufruhe und verbessert die Uphill-Skills des e-Bikes.

Tretlagerhöhe:

📏Die Tretlagerhöhe bemisst sich vom Boden bis hin zur Mitte des Tretlagers.

Je geringer der Abstand, desto besser ist der Fahrer ins Bike integriert, was wiederum die Laufruhe und Fahrsicherheit erhöht. Gleichzeitig steigt aber auch das Risiko, bei ruppigen Abfahrten mit dem Pedal auf dem Boden aufzusetzen oder die nächste Wurzel herauszuziehen. Welchen Grad an Bodenfreiheit benötige ich? Dies ist einerseits von den verwendeten Reifen abhängig, andererseits vom gewünschten Streckenprofil.

Stack und Reach am Liv Intrigue X E+

Radstand:

📏Der Radstand gibt die Entfernung zwischen den beiden Achsen der Laufräder an.

Ein größerer Radstand verleiht dem Bike mehr Laufruhe auf ebenen Untergründen. Ist der Abstand kürzer gehalten, ist das Bike auf Wendigkeit ausgelegt und kann damit schneller um Kurven manövriert werden. Der Radstand bei motorisierten Mountainbikes ist aufgrund der Features wie Motor meist etwas größer als bei konventionellen Rädern.

Stack und Reach:

📏Die Abmessung des Stacks erfolgt in einer gedachten senkrechten Linie – von der Mitte des Tretlagers bis hin zur oberen Kante des Sattels bzw. Steuerrohrs. Der Reach-Wert vervollständigt diese Linie mit einer waagerechten Ergänzung zur Oberkante des Steuerrohrs.

Die beiden Werte sind in Kombination zu betrachten und haben den größten Einfluss auf die Sitzposition des Fahrers. Ist der Reach-Wert höher, entfernt sich das Cockpit vom Fahrer und dieser muss sich weiter nach vorne strecken, um an die Lenker zu greifen. Ist das Gegenteil der Fall, sitzt der Fahrer sehr aufrecht im Sattel. Wie oben in der Tabelle dargestellt, wachsen die Stack- und Reach Werte bei einem größeren Rahmen mit.

Fazit zu Rahmengeometrien – Worauf muss ich beim e-MTB Kauf achten?

Beim Eruieren der unterschiedlichen Rahmengeometrie am e-Mountainbike ist es unerlässlich, die einzelnen Faktoren als Gesamtkonzept zu verstehen. Nur in Kombination miteinander erzielen sie die gewünschte Wirkung, wie beispielsweise eine sportliche und nach vorne geneigte Sitzposition. Ändert man eine Kleinigkeit, kann dies Auswirkungen auf alle anderen Faktoren haben.

Sicherlich kann eine gewisse Flexibilität (bspw. durch verstellbare Sattelstützen) gegeben sein, dennoch ist es ratsam, das Bike stets passend zu seinen Proportionen zu kaufen. Wer sich ein (neues) e-MTB zulegen will, sollte daher unbedingt den e-Mountainbike Händler seines Vertrauens aufsuchen. Dieser nimmt nicht nur ein Bike-Fitting vor, sondern ermöglicht auch Probefahrten mit verschiedenen Modellen. Stellen wir uns mal vor, Aschenputtel hätte sich am Ende dem Anprobieren ihres Schuhs verweigert. 😉