Ist das Focus Jam² 6.8 Nine winterfest?

Auf ins verschneite Münstertal

Wie schlägt sich ein modernes e-MTB wie das 2021er Focus Jam² 6.8 Nine wohl auf einer Schneetour? Geht das überhaupt, oder braucht es dafür zwingend ein Fatbike?
Um dies zu testen, machte sich unser Testfahrer Christof Steier (alias Belchenradler) auf ins tief verschneite Münstertal im Südschwarzwald. Der Etzenbacher Höhenweg führt dort über 12 km auf den Schauinsland (1284 m) bei Freiburg. Die Schneefälle der letzten Nächte haben hier auf 1000 m Höhe für gut 20 cm Neuschnee gesorgt. Fahrradspuren im Schnee? Fehlanzeige. Vereinzelt gab es Fußspuren von Wanderern, viele Wegabschnitte sind noch völlig unberührt. Ideale Testbedingungen! Was Christof erlebt hat, könnt ihr im Folgenden lesen.

Inhaltsverzeichnis

Mit dem e-MTB Modus durch den Schnee manövrieren

Mit dem Focus Jam² 6.8 Nine an sich bin ich bereits gut vertraut, denn es ist mir in den letzten zwei Monaten auf einigen schönen Touren im Schwarzwald und Kaiserstuhl fest ans Herz gewachsen. (Mehr dazu gibt’s hier)

Richtig im Schnee war ich aber noch nie damit. Die wenigen Zentimeter Schnee im Rheintal waren kaum der Rede wert. Los geht’s:  

Im Münstertal geht es nach dem Kloster schon bald steil bergauf und abseits der Straße fahre ich über eine geschlossene Schneedecke, oft mit einer Steigung im 

zweistelligen Bereich. Jetzt ist guter Grip dringend erforderlich. Wow! Der eMTB Modus vom Bosch Performance Line CX 4.0 erweist sich hier als richtig genial, denn mit ihm lässt sich der Pedaldruck wunderbar feinfühlig dosieren. Unbedingt gilt es ein durchdrehendes Hinterrad im Schnee zu vermeiden, sonst steckt man am Berg sofort fest. Wichtiger als die maximale Power ist hier eine gute Dosierbarkeit und genau das kann der variable eMTB Modus mit seiner dynamischen Unterstützungsbandbreite zwischen 140 – 340 %. Ich bekomme immer direkt eine klare Rückmeldung über den Gripzustand und kann, wann immer das Hinterrad  „leicht wird“, reagieren. 

Der Winter zeigt sich von seiner schönsten Seite

Genauso wichtig sind natürlich geeignete Reifen. Der am Jam² verbaute 2,6“ breite, 29“ Maxxis Minion DHF, verfügt über kräftige Stollen, die sich schön in den Schnee krallen. Sein offenes Profil setzt sich aber zum Glück nicht zu mit Schnee, sondern schafft sich selbst immer wieder frei. Die Breite von 2,6“ sorgt für eine ausreichend große Aufstandsfläche, um die Antriebskraft auf den Untergrund übertragen zu können und nicht einzusinken. Kein Vergleich zu den schmalen Reifen früherer Jahre.  

Ohne mich auch nur 1 x im Schnee festzufahren, erklimme ich den Etzenbacherhöhenweg, wo mich auf fast 1000 m Höhe in der menschenleeren Natur ein beeindruckendes Winterpanorama erwartet. Auch wenn die dunklen Schneewolken heute keine Fernsicht ermöglichen, bietet sich mir ein einzigartiges Naturerlebnis. Durch den dampfenden Schnee herrscht eine unglaubliche Stille, wie  ich sie hier noch nie erlebt habe und auch der Bosch CX läuft im Schnee gefühlt eine Stufe leiser als zuvor.  

Das Focus Jam² 6.8 vor Bergen in einer Schneelandschaft

Ich sauge noch etwas die Eindrücke in mich auf und mache mich dann auf den Rückweg. Es schneit schon wieder. Nun beginnt eine lange, teils steile Abfahrt, die heute sicherlich zu keiner Bestzeit führen wird. Mein Ziel besteht hauptsächlich darin, sturzfrei unten anzukommen.

Focus Jam² statt Fatbike

Die Shimano BR-MT520 Vierkolbenbremsen mit den 203 mm Scheiben lassen sich vorzüglich dosieren, packen wenn nötig auch  unter nasskalten Bedingungen richtig zu und vermitteln viel Sicherheit.  

Ein sensibles Fahrwerk ist maßgeblich entscheidend, um auch unter schwierigen Bedingungen Fahrfreude erleben zu können. Mit seinem patentierten F.O.L.D. Hinterbausystem (Focus Optimized Linkage Design) sind Focus Fullys prinzipiell gut aufgestellt. Bei sehr tiefen Temperaturen werden Gabel und Dämpfer oftmals spürbar härter. Manche Bikes geben dann jeden Schlag nahezu ungefiltert an den Fahrer weiter, ein  Taubheitsgefühl in den Händen ist oft ein Indikator. Nicht so das Testrad. Das Jam²  6.8 hat eine solide, aber in den Einstellmöglichkeiten vergleichsweise einfache 34er Fox Rhythm Gabel verbaut, ohne Druckstufenjustierung. Ansonsten hätte ich wahrscheinlich an so einem Tag die Gabel für die Abfahrt einige Clicks weicher eingestellt. Bei meiner Abfahrt fällt mir jedoch nichts unangenehm auf. Die 34er Fox Rhythm Gabel verrichtet auch unter winterlichen Bedingungen zuverlässig ihren Dienst, genauso wie der Fox Float DPS Dämpfer

Selfie des Belchenradlers Christof mit dem Focus Jam² im Hintergrund

Fazit: Es braucht nicht unbedingt ein Fatbike, um im Schnee Spaß zu haben. Auch ein modernes, qualitativ hochwertiges All Mountain e-MTB, wie das Focus Jam² 6.8.  Nine, schlägt sich wacker im Schnee und beweist damit seine Vielseitigkeit. Ganzjähriger Fahrspaß ist hier garantiert!  

Meinen herzlichen Dank an die e-Bike Experten von der e-motion e-Bike Welt Freiburg Süd für das Focus Jam² 6.8 Testrad. 

Mit sportlichen Grüßen, euer „Belchenradler“ Christof Steier 

8 Tipps für das sichere Biken im Schnee

Als zertifizierter Bikeguide hat der Belchenradler natürlich noch einige Tipps fürs e-MTB Fahren im Schnee auf Lager. Seine top 8 findest du hier:

1. Achte darauf, dass sich dein e-MTB in einem frisch gewarteten, voll  funktionsfähigen Zustand befindet 

2. Kleidungsempfehlung: Das bewährte Zwiebel-Prinzip. Verschiedene Kleidungs-Schichten. Bergauf weniger, bergab mehr. Ein zweites Paar Handschuhe zur Reserve mitnehmen, falls das erste Paar nass wird

3. Lithium-Ionen Akkus sollten frostfrei gelagert werden. Steht dein e-Bike längere  Zeit draußen bei Minustemperaturen, dann entnimm den Akku und lagere ihn im Haus. Ein temporärer Ruhezustand, etwa beim kurzzeitigen Transport auf einem Radträger (Auto), oder bei einer kurzen Pause während der Tour, sind kein Problem

4. Gabel & Dämpfer sind bei kalten Temperaturen oft weniger sensibel im Ansprechverhalten. Passe das Setup entsprechend an die niedrigen Temperaturen  an: Niedrigere Druckstufe, oder etwas mehr Sag (Negativfederweg)

5. Reifen: Es empfiehlt sich im Schnee mit etwas weniger Luftdruck zu fahren, um  mehr Grip zu bekommen. Allgemein gilt, je breiter der Reifen um so besser 

6. Bergauf eine variable Unterstützungsstufe wählen, die gut dosierbar ist und sensibel anspricht, wie z.B. eMTB Modus bei Bosch. Möglichst gleichmäßig pedalieren. Gangwahl: tendenziell 1-2 Gänge leichter

7. Bergab vorausschauend fahren. Blickführung. Dosiertes Bremsen mit beiden Bremsen

8. Körperschwerpunkt tief halten (bergab Aktivposition) und stets zentral im Bike (Bauchnabel im Lot über dem Tretlager), um beide Räder gleichmäßig zu belasten

Viel Spaß und Erfolg!