Der Specialized SL 1.1 Motor im Test

Der leichte Mittelmotor aus dem Hause Specialized

Das Turbo Levo SL – eines der leichtesten e-Trailbikes, das auf dem beliebten Turbo Levo mit 2.1 Antrieb (Brose) basiert, das wiederum seine DNA vom unmotorisierten Stumpjumper erhalten hat. Die Entwicklung vom Stumpjumper zum Turbo Levo war die Entwicklung eines überaus erfolgreichen klassischen Mountainbikes zum e-MTB. Welche Berechtigung hat also das Levo SL? Ganz klar, dieses e-Mountainbike steht genau zwischen dem Turbo Levo und dem Stumpjumper – und diese Tatsache verdankt das Levo SL seinem Antriebssystem – dem Specialized SL 1.1 (SL=super light).

Inhaltsverzeichnis

Voraussichtliche Lesedauer: 8 Minuten

Der Specialized SL 1.1 Motor: Das Wunderkind unter den e-Antrieben?

Der Mittelmotor des Levo SL ist eine Eigenentwicklung von Specialized in Kooperation mit Mahle. Specialized hat beim SL Motor entscheidend auf die Entwicklung Einfluss genommen und eine eigene Motorsoftware generiert, die dem Motor seinen Namen verleiht. Der SL Antrieb ist mit 1,95 Kg einer der leichtesten auf dem Markt und ist dem ein oder anderen vielleicht schon aus der Rennrad-Plattform von Specialized dem Turbo Creo SL bekannt, bietet im e-MTB aber eine optimierte Abstimmung und eine Schiebehilfe. Im Gegensatz zum Specialized 2.1 Antrieb (Brose) ist der SL Motor (ebenfalls mit Magnesiumgehäuse) auf ein Ziel hin ausgerichtet: Gewichtsreduktion.

Zahlen, Daten, Fakten

Mit maximal 240 Watt und lediglich 35 Nm Drehmoment (Spitzen-/ und Nennleistung) verliert der Antrieb zwar das Duell in Sachen Power gegen den 2.1er Motor, liegt beim Thema Gewicht aber weit vorne und schließt darüber hinaus die Lücke zwischen Biobike und e-Bike. Im Klartext bedeutet das: Dieser Motor überzeugt nicht durch Kraft, sondern durch sein Fahrgefühl und dadurch, dass er den Fahrer antreibt selbst Höchstleistungen zu erbringen. Er unterstützt dort wo ihr seine Hilfe benötigt und ist ansonsten wie ein leiser Hauch zusätzlicher Kraft, die zwar merklich antreibt, aber nicht stark auffällt.  Mit einem Frequenzbereich zwischen 10-120 U/min deckt dieser Motor ein breites Spektrum ab und bietet euch immer eine zuverlässige und natürliche Unterstützung. Der Freilauf, der den Motor im ausgeschalteten Zustand oder über der 25 km/h Grenze komplett entkoppelt ist bei Specialized obligatorisch.

Specialized Levo SL 1.1 Motor am Specialized Levo SL

Der neue Specialized super light Antrieb im Test

Wir haben den Antrieb im Levo SL getestet. Unsere Strecken: Von Asphalt über die Waldautobahn bis hin zu knackigen Up- und Downhill-Segmenten war alles mit dabei.

Mit wenig Leistung viel Performance – wir waren überrascht!

Testfahrer Simon auf dem e-MTB

Mit 35 Nm auf dem Papier waren wir als leidenschaftliche e-MTB Fahrer, die den Schub eines starken Motors durchaus zu schätzen wissen, zunächst einmal skeptisch. Natürlich hat uns das Gewicht des Levos – mit 18,4 Kg in der Comp Carbon Variante – komplett begeistert und unsere Neugier auf das Gesamtpaket Bike-Antrieb noch gesteigert. Unser Fazit in einem Satz: Geil, geil, geil, denn das Bike mit dem Antrieb fährt sich wie ein klassisches e-MTB, nur eben mit etwas mehr Power! Und auch unsere Einstellung zur Power des Motors mussten wir bereits nach einigen hundert Metern auf der Steigung revidieren. Denn was auf dem Datenblatt nach einem Motor zum Brötchen holen aussieht, entpuppt sich im Gelände als eine Glanzleistung der Software. Was Specialized durch die Motorsoftware und die Abstimmung aus den 35 Nm herausholt ist einfach phänomenal! Das Levo SL ist eine Trailmaschine und Uphill-Flow ist garantiert!

Der Motor, der über einen so großen Kadenzbereich Leistung erbringt, weiß seine Kraft unwahrscheinlich gut einzusetzen, so dass sich die 35 Nm eher anfühlen wie 50. Das Ansprechverhalten in den oberen Kadenzen ist super, lediglich beim Anfahren haben wir uns eine minimal schnellere Reaktion gewünscht, dies ist aber Jammern auf sehr hohem Niveau.

Range Extender am Specialized Levo SL

Subtil, aber immer da und immer zuverlässig

Der Specialized SL 1.1 Antrieb ist also doch kräftiger als gedacht, schiebt nicht nach und reagiert schnell. Die Unterstützung ist dabei allerdings stets subtil – einen starken Schub wie man ihn vom Specialized 2.1 Antrieb kennt, sucht man hier vergeblich. Der Motor arbeitet vielmehr wie ein Marathonläufer als ein Sprinter, er schaltet sich sanft dazu, steigert seine Kraft mit der Kraft des Fahrers auf die Pedale und nimmt sich sanft wieder zurück, wenn er nicht mehr benötigt wird. Im Grunde führt der SL Antrieb in einem e-MTB also dazu, dass es nicht nur gewichtstechnisch sondern auch vom Fahrgefühl wirklich sehr nah an ein klassisches Mountainbike heranrückt.

Levo SL 1.1 Motor
Detailaufnahme Range Extender Levo SL

Der Motor Uphill und auf dem Trail

Das Bike ist ein Kletterer, wenn du ein Kletterer bist! Dass die Geo des Bikes das Levo SL zu einem guten Uphill-Künstler macht ist klar, der Motor hat uns allerdings auch an steilen Anstiegen nicht im Stich gelassen. Klar muss der Fahrer in den SL mehr kraft geben, dennoch ist dieser Motor ein zuverlässiger Begleiter, der dich auch am Berg nicht im Stich lässt: 2x Du! Wie Specialized es nennt (Der 2.1 Antrieb bietet 4x Du), ist also absolut zutreffend.

Was sollte ein guter Motor auf dem Trail leisten? Wenn es steil nach unten geht sollte der Motor eigentlich kaum zu spüren sein, lediglich bei dem ein oder anderen Sprint und er sollte nicht nachschieben um stets die Kontrolle über das Bike zu behalten. In beiden Punkten hat der SL Antrieb mit Bravour bestanden, mit einem weiteren kleinen Sahnehäubchen: Durch das geringe Gewicht ist das Levo SL unfassbar agil für ein e-Mountainbike. Bremse auf und schnelle wendige Kurven, kleine Drops und Sprünge sind wie eine Befreiung, weil wir uns perfekt auf das Bike verlassen konnten. Was ich ins Bike hineingebe – jede kleine Gewichtsverlagerung – kommt ohne Verzögerung unten an.

Specialized Levo SL in Kiesgrube
Scheibenbremse am Levo SL

Akku und Reichweite – was taugen die 320 Wh?

Da wir den Motor das erste Mal gefahren sind, waren wir recht vorsichtig auf unserer ersten Ausfahrt und sind die erste Hälfte komplett im ersten Modus gefahren. Nach etwa der Hälfte haben wir dann in den Turbo gewechselt und waren überrascht von dem geringen Akkuverbrauch. Nach etwa 20 Kilometern und 600 Höhenmetern hatten wir noch immer 7 von 10 Balken Restreichweite.

Die Unterstützungsstufen im Specialized SL 1.1 Motor

Lenker mit Remote am Turbo Levo SL

Der SL Motor bietet insgesamt drei Unterstützungsstufen, die über eine Remote am Lenker gesteuert werden. Der gewählte Modi wird an der TCU im Oberrohr durch einen dreigeteilten Kreis angezeigt. In den niedrigen Trittfrequenzen ist der Unterschied der drei Modi tatsächlich recht wenig spürbar. Erst wenn man schneller pedaliert, zeigen sich Unterschiede in der Power. Eines haben aber alle drei Unterstützungsstufen gemein: Anders als im Turbo-Modus vieler andere Hersteller, in der die Power zu Lasten der Sensibilität geht, ist der SL Antrieb zu jeder Zeit und in jedem Modus sehr aufmerksam und verliert niemals sein sensibles Ansprechverhalten.

TCU am Oberrohr des Specialized Turbo Levo SL

Unser Fazit zum Specialized SL 1.1

So sehr sich der Antrieb im Gelände bewährt hat, möchten wir euch eine ganz bestimmte Situation nicht vorenthalten: Der Moment als wir das Bike geschultert haben, um über einen umgekippten Baumstamm zu kommen – phänomenal! Den neben allen Eindrücken von unseren Fahrten sollte nicht vergessen werden, dass ein extrem leichtes e-MTB auch im Alltag seine Vorzüge haben kann!

Darüber hinaus ist das Levo SL mit dem superleichten Antrieb eine Maschine! Der Motor arbeitet wir ein Uhrwerk und bestärkt dich darin mehr zu geben – 2x mehr als sonst!